Sie kennen sicher die Geschichte von den Psychologen, die in ein Dorf im hintersten Winkel Afrikas gezogen sind, um einen kleinen Testfilm zu zeigen. Nach der Vorführung bitten sie die Zuschauer, die Geschichte so zu erzählen, wie sie sie verstanden haben. Na ja, in dieser Story mit drei Personen hatte diese nur eines interessiert: das Gleiten der Schatten und Lichter durch die Bäume. Bei uns bestimmen die Personen die Wahrnehmung. Die Augen richten sich vorzugsweise auf Gestalten, die kommen und gehen, auftauchen und verschwinden.
Warum ich Ihnen nahegelegt habe, daß wir die Anonymität benutzen? Weil ich mich nach den Zeiten sehne, in denen ich als Unbekannter noch die Chance hatte, mit dem, was ich sage, Gehör zu finden. Die Berührungsstelle mit dem möglichen Leser war nicht vorgezeichnet. Die Wirkungen des Buchs tauchten an unerwarteten Orten auf, und es zeichneten sich Formen ab, an die ich nicht gedacht hatte. Mit dem Autorennamen macht man es sich einfach.
Ich habe die Anonymität nicht gewählt, um diesen oder jenen zu kritisieren – das tue ich nie. Es ist ein Weg, mich direkter an den eventuellen Leser zu wenden, an die einzige Person, die mich interessiert: Da Du nicht weißt, wer ich bin, bist Du nicht der Versuchung ausgesetzt, nach den Gründen zu suchen, warum ich sage, was Du liest; nimm Dir die Freiheit, Dir ganz einfach zu sagen: Das ist wahr, das ist falsch. Das gefällt mir, das gefällt mir nicht. Punkt, Schluß.
(Michel Foucault, Der maskierte Philosoph, 1980)
Regie: Daniel Schauf
Dramaturgie: Philipp Scholtysik
Von und mit: Jacob Bussmann, Bettina Földesi, Lena Natus, Daniel Schauf und Philipp Scholtysik
Eine Produktion der Hessischen Theaterakademie.
TERMINE
Frankfurt LAB / 29.11.2012 / 30.11.2012
Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt / 27.09.2013