Freitag, 14. Januar: „Die deutschen Stücke variieren das Abendmahls-Motiv, die Notwendigkeit der Droge, analysieren Beschaffenheit und Menge der Droge, ihre Einnahme durch einen Chor und die Individualisierung eines Chormitglieds durch Verrat.“ Daneben in einer mir unbekannten Handschrift: „kann übersprungen werden“. Der Leib Christi kann übersprungen werden. Drogen können übersprungen werden. Kann ich das bitte überspringen? Keine Ekstase, kein Rausch, am liebsten kein Kollektiv? Judas, der Verräter, der nicht teilnimmt am Ritual – das bin dann wohl ich. Zeugnis ablegen, bekennen, verraten.
Vor einiger Zeit habe ich zufällig einen Stapel Kalender gefunden, in denen jemand Tagebuch geführt hat. Zusammengefasst: Zehn Jahre lang bittet sie Gott darum, ihrem verletzten Mann guten Stuhlgang zu schenken. Zwischen „haben heute den Volvo gewaschen“ und „wir haben gegessen“ forsche ich nach Spuren dieser täglichen spirituellen Praxis. Indizien, Vermutungen und Rekonstruktionen ergeben ein vages, spekulatives Bild.
Von und mit: Philipp Scholtysik
Raum: Maylin Habig
Musikalische Leitung: Jacob Bussmann
Produktionsassistenz: Sophie Osburg
Dramaturgische Beratung: Bettina Földesi, Daniel Schauf
Eine Drittmittel Produktion in Zusammenarbeit mit studioNAXOS.